Soenke Thaden – Werdegang

Soenke Thaden
2019 Meisterschülerabschluss bei Prof. Annette Schröter
2023 „zerbrechliche Schönheit“, Galerie „Alte Schule Oldorf“

Mein lieber Freund und Kupferstecher
Wir treffen Soenke Thaden, den jungen Künstler und Grafiker aus Leipzig, in der Werkstatt der Galerie „Alte Schule Oldorf“ an der großen Tiefdruckpresse, um den mehrfarbigen Druck einer Radierung mitzuerleben. Soenke begrüßt uns in einer bis auf den Boden reichenden Druckerschürze freundlich und zurückhaltend, wie ein erfahrener Handwerker.
Soenke spachtelt sehr sorgfältig eine grünliche, sehr pigmentreiche Druckfarbe auf die polierte Kupferplatte, deren Oberfläche mit Linien und Rillen zerkratzt (radiert) ist. Anschließend wird die Druckfarbe wieder vorsichtig abgehoben und dann mit Gaze so gründlich blank poliert, dass die Druckfarbe nur in den Vertiefungen stehen bleibt.
Diese nun zum Druck fertige Platte wird in die Druckpresse sehr passgenau zu den Markierungen eingespannt und mit feuchtem Büttenpapier und Druckfilz abgedeckt.- Nun dreht der junge Meister am großen Hebelrad die Metallplatte unter hohem Druck genau einmal durch die Presswalze. Auf der anderen Seite der Presswalze werden Papier und Filz vorsichtig soweit angehoben, dass die Metallplatte darunter gegen die nächste Druckplatte, die mit einer zweiten Farbe angemischt ist, ausgetauscht werden kann.
Dieser Vorgang wiederholt sich nun sechsmal, mit 6 verschieden radierten Metallplatten, so dass zum Schluss eine sechsfarbige reliefartige Gesamtradierung einer wunderschönen Wattschnecke zum Vorschein kommt. Das sehr feuchte Büttenpapier der Radierung wird nun zur Trocknung in eine Presse gelegt, damit es plan anliegend und trocken unter Glas eingerahmt werden kann.
Wer diesen Entstehungsprozess einmal komplett begleitet, begreift die große Erfahrung und Geduld des Meisters, der solche komplexen Werkvorgänge mit sicherer Hand und großer künstlerischer Kompetenz bewerkstelligt.
Bei Soenke Thaden entstehen zerbrechliche Schönheiten. Seine Radierung einer Mücke erscheint so filigran, dass man sein Werk nur ganz vorsichtig anfassen und aufhängen mag. Es braucht viele Tage ein Kunstwerk mit diesem hohen künstlerischen Standard zu erschaffen.